„Ds Wort isch frii“

Bericht von der Reise nach Glarus (02.-04. Mai 2025)
Wiesbaden muss sein Stadtmarketing verbessern! Angesichts der Überschrift klingt das erstmal überraschend. Es ist auch nicht unbedingt die wichtigste Erkenntnis von der Glarner Landsgemeinde – aber es war die erste. Denn die Tüte mit den vielfältigen Gastgeschenken der Glarner Wirtschaftsförderung, die wir gleich zur Begrüßung erhielten, hat direkt Eindruck gemacht.
Vom 2. bis 4. Mai besuchte eine liberale Reisegruppe aus Wiesbaden (bestehend aus Daniela und Steffen Bickelmann, Lilian Helbig, Rojin, Hanna und Joseph Laudien, Theo Reinerth, Sylvia Schob und Jeanette Wild) die schweizerische FDP und die Landsgemeinde des Kantons Glarus.
Die Landsgemeinde gilt weltweit als Leuchtturm der direkten Demokratie. Seit 1387 kommen die Einwohner des Kantons einmal im Jahr zusammen, um über Gesetzesvorlagen zu beraten und abzustimmen. Die Landsgemeinde ist zudem die einzige in der Schweiz, bei der jeder Einwohner auch ein Rederecht hat. „Ds Wort is frii“.
Noch beeindruckender als die Präsenttüte ist die Herzlichkeit unserer Gastgeber. Allen voran Andrea Trümpy, die alles organisiert und uns über das Wochenende hinweg begleitet hat. Begrüßt wurden wir zudem von der Vize-Präsidentin der FDP-Glarus, Raffaela Hug, sowie Hans Jenny, dem Fraktionsvorsitzenden der FDP-Landratsfraktion. Andrea Trümpy war die erste Bürgermeisterin in der Geschichte der Gemeinde Glarus.
Kurz zur Einordnung: Biebrich pflegt eine Städtepartnerschaft mit der Gemeinde Glarus. Der Kanton Glarus hat mit rund 40.000 Einwohnern ungefähr so viele Einwohner wie Biebrich. Und die FDP im Kanton Glarus hat rund 300 Mitglieder.
Im Vorfeld der Landsgemeinde stand für uns der Besuch beim Landrat auf dem Programm. Im prunkvollen Plenarsaal erklärten der FDP-Vorsitzende und Landrat Roland Goethe sowie der frischgewählte FDP-Regierungsrat (vergleichbar einem Landesminister bei uns), Christian Marti, wie direkte Demokratie in der Schweiz in der Praxis funktioniert. Hier im Parlament wird elektronisch abgestimmt, an jedem Platz befindet sich ein Tablet. Und über eine KI werden die Debatten in verschiedenen Mundarten automatisch ins Hochdeutsche stenographiert.
Vor dem Parlament treffen wir zufällig Parteifreundinnen und Parteifreunde eines FDP-Infostandes. Und auch hier sind wir beeindruckt von der Parteiarbeit unserer liberalen Freunde aus der Schweiz. Vor allem die Foto-Box, bei der sich Bürger vor dem Partei-Logo fotografieren lassen können, ist eine clevere Idee, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und Identifikation mit der FDP zu ermöglichen.
Am Sonntag stand der Höhepunkt der Reise an, die Landsgemeinde. Es ist bemerkenswert, wie fair (und auch mitreißend) der politische Wettstreit in der Realität funktioniert. Wir hatten Gästekarten und konnten auf diese Weise unmittelbar neben der Bühne verfolgen, wie die Glarner viereinhalb Stunden berieten und abstimmten.
Der feierlichee Einzug, die Musikkapelle und die Ehrenformation der Schweizer Armee sind schlicht beeindruckend. Hier verbindet sich die Schweiz von heute mit ihrer jahrhundertealten Tradition der direkten Demokratie. Uns fällt auf, dass auch viele junge Menschen ihre Chance auf Mitbestimmung nutzen.
Kann man das nun alles auf Hessen, Wiesbaden, Erbenheim oder Biebrich übertragen? Die Antwort darauf fällt bei jedem etwas anders aus. Wir können aber mit Sicherheit festhalten, dass sich der Austausch mit unseren schweizerischen Parteifreunden lohnt, dass er Perspektiven öffnet, dass er Anregungen und Inspiration für unsere politische Arbeit gibt. Auch deshalb wollen wir die Reisen nach Glarus gern wieder häufiger anbieten. Unser Ziel ist, dass sie eine feste Einrichtung in der Wiesbadener und der Glarner FDP werden.
Ein herzlicher Dank geht an Theo Reinerth, dessen langjährige Kontaktpflege und politischen Netzwerke die Reise ermöglicht haben. Und natürlich gilt unserer Dank allen Freundinnen und Freunden aus Glarus, die dazu beigetragen haben, uns ein unvergessliches und unvergleichlich inspirierendes Wochenende zu bereiten.
Joseph Laudien
Ortsverbandsvorsitzender Biebrich, Schierstein, Frauenstein