Beste Bildung für jeden
Liberales Bildungsverständnis
Durch Bildung werden nicht nur die Grundlagen gelegt für persönliche und berufliche Lebensperspektiven und für die wirtschaftliche Entwicklung einer Re- gion, Bildung ist stets auch Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Bildung ist Bürgerrecht, das die optimale Förderung jeder Begabung in allen Lebensab- schnitten gewährleisten muss.
Wiesbaden verfügt über eine vielfältige Bildungslandschaft, die nicht nur von öffentlichen, sondern auch von zahlreichen privaten Trägern gestaltet wird. Die FDP will diese Vielfalt erhalten und ausbauen. Die FDP tritt für ein Schulwesen ein, das die freie Wahl der Schulformen entsprechend der Begabung und der Leistungsbereitschaft ermöglicht, die Rahmenbedingungen für alle Schulen optimiert und jungen Familien hilft, die Elternschaft mit der Berufsausübung zu verbinden.
Gute Bildung kostet Geld, das aber an anderer Stelle unproduktive Ausgaben, etwa im Sozialetat, einspart. Angebot und Zustand der Schulen sind auch ein wichtiger Standortfaktor für die Stadt Wiesbaden.
Ein offener und konstruktiver Dialog mit dem Stadtelternbeirat und dem Stadt- schülerrat ist für uns selbstverständlicher und wesentlicher Bestandteil unserer Meinungsbildung.
Schulen sanieren, jetzt!
Schulbau und Ausstattung der Schulen haben für die FDP eine hohe Priorität bei der Schwerpunktsetzung im Haushalt. Dies bezieht sich sowohl auf die insgesamt zur Verfügung gestellten Mittel als auch auf die Abwicklung der Verwendung der bereitgestellten Mittel. So wurden im Jahr 2014 etwa 45 % der im Haushalt für Schulbau bereitgestellten Mittel weder verausgabt noch durch Auftragsvergaben gebunden. Dass dies nicht so sein muss, hat die FDP gezeigt als sie mit dem ehrenamtlichen Stadtrat Helmut von Scheidt politische Verantwortung für den Schulbereich trug. Durch ein Beschleunigungsprogramm für den Schulbereich gelang es, die verausgabten Mittel deutlich zu erhöhen.
In Wiesbaden hat sich ein erheblicher Sanierungsstau an den Schulen aufgebaut, der ca. 400 Mio. € beträgt. Zahlreiche Schulen warten dringend auf eine Sanie- rung. Dies hängt zum Teil mit der Uneinigkeit innerhalb der Koalition von CDU und SPD zusammen (Freiherr-vom-Stein-Schule, Albert-Schweitzer-Schule, Carl-von-Ossietzky-Schule), vor allem aber auch mit den völlig unzureichenden Haushaltsmitteln für Schulbauinvestitionen. So sah der Haushaltentwurf der
Rathauskoalition für die Jahre 2016 und 2017 zunächst jeweils nur 5 Mio. € für Schulbaumaßnahmen und 5 Mio. € für Instandhaltung vor. Zusätzlich sollen nun 5 Mio. € durch kommunale Kreditaufnahme hinzukommen. Dies ist schon unzureichend im Hinblick auf den Sanierungsstau, vor allem aber auch im Hin- blick auf die zuletzt stark gestiegenen Geburtenzahlen. In den geburtenstarken Stadtteilen sind Erweiterungen der Grundschulen erforderlich, mittelfristig auch der weiterführenden Schulen.
Wann soll je der Abbau des Sanierungsstaus beginnen, wenn nicht jetzt, wo die Kreditzinsen so niedrig sind wie nie? Zwar soll ein Landesförderprogramm in den nächsten Jahren in Höhe von ca. 18 Mio. € in die Schulsanierung fließen. Aber auch das ist nicht ausreichend. Für diese originäre kommunale Aufgabe müssen die kommunalen Mittel deutlich erhöht werden, damit in den nächsten Jahren wenigstens die dringlichsten Maßnahmen in Höhe von ca. 100 Mio. € durch- geführt werden. Die FDP fordert deshalb, dass sich die Stadt Wiesbaden von Grundstücken trennt, die für städtische Nutzungen nicht erforderlich sind. Da die Grundstücke in der Bilanz der Stadt Wiesbaden zu Anschaffungskosten bewertet sind, die Verkehrswerte jedoch um ein Vielfaches höher liegen, ließen sich durch Verkäufe leicht stille Reserven im zweistelligen Millionenbereich realisieren, die dann für den Schulbau verwendet werden können.
Die Prioritäten in Wiesbaden stimmen nicht. Deshalb fordert die FDP, die Mo- dernisierung der Schulen in Wiesbaden kurzfristig unter Berücksichtigung aller Finanzierungsmöglichkeiten z.B. durch die Tochtergesellschaften der Stadt oder durch PPP-Projekte. Der Sanierungsstau an den Schulen von über 400 Mio € kann nur beseitigt werden, wenn alle Möglichkeiten genutzt werden.
Die Stadt Wiesbaden ist an über 80 Unternehmen beteiligt. Viele zahlen keine Dividende an die Stadt (z.B. Naspa), Es ist vertretbar, dass diese Unternehmen Ausschüttungen an den Eigentümer, die Stadt Wiesbaden, vornehmen, die dann zweckgebunden für Schulsanierungen verwendet werden. Die FDP fordert darüber hinaus, dass die im Rahmen von großen Wohnbauprojekten von den Bauträgern zu zahlenden Infrastrukturabgaben auch angemessen für den Schulbau verwendet werden. Entsprechendes gilt auch für die von Bund und Land zur Verfügung gestellten Mittel für die Integration von Flüchtlingen. Die wachsende Zahl von Jugendlichen Flüchtlingen macht weitere Schulbauinvestitionen erforderlich.
Schulentwicklungsplan: fair und aktuell
Im Rahmen der Schulentwicklungsplanung will die FDP ein breites Angebot an Schulformen sichern, das sich an den Bedürfnissen der Schüler und Eltern orientiert. Eine Bevorzugung einzelner Schulformen lehnt die FDP ab.
Das Schulangebot in Wiesbaden ist differenziert und attraktiv – auch für das Um- land. Das Schulangebot ist daher mit den umliegenden Schulträgern abzustim- men. Die Bildungsangebote sind im Rahmen des Möglichen auch dem Umland(und umgekehrt) zu öffnen. So werden qualifizierte Arbeitnehmer und engagierte Bürger für Wiesbaden gewonnen. Allerdings muss auch ein fairer Lastenausgleich erfolgen durch sachgerechte Gastschulbeiträge.
Im Rahmen der Schulentwicklungsplanung fordert die FDP – unabhängig vom gesetzlich vorgeschriebenen 5-Jahres-Turnus der Schulentwicklungspläne - die Schülerzahlen und die Bedarfsprognosen regelmäßig zu aktualisieren. Nur so können realistische Daten für die Investitionsentscheidungen im Schulwesen gewonnen werden. Dies ist umso wichtiger als seit zwei Jahren die Geburtenzahlen in Wiesbaden deutlich ansteigen. Rechtzeitig zu den Haushaltsberatungen ist eine Prioritätenliste über die anstehenden Schulbau- und Schulsanierungsmaß- nahmen vorzulegen.
Bildung beginnt in Familie und KiTa
Die hohen gesellschaftlichen Erwartungen an Schule können nur erfüllt werden, wenn auch frühkindliche Bildung und Erziehung stärkere Beachtung findet. Zu viele Potentiale gehen bereits zwischen Geburt und Schulbeginn verloren. Hier müssen vor allem die Elternhäuser ihre Verantwortung wahrnehmen, denn nach Artikel 6 Absatz 2 unseres Grundgesetzes ist die Erziehung der Kinder das natürliche Recht der Eltern und die ihnen obliegende Pflicht. Um die Eltern bei dieser Aufgabe bestmöglich zu unterstützen, muss die Partnerschaft von Familie, Krippe, Kindertagesstätte und Schule stärker aufeinander abgestimmt werden.
Die FDP hat sich stets dafür eingesetzt, dass die Krippen- und Kindertagesstättenplätze erheblich ausgebaut wurden. Das Angebot insbesondere für Krippen- plätze ist weiter auszubauen. Der große Bedarf an vorschulischen Betreuungsangeboten kann allerdings nicht nur durch öffentliche Einrichtungen gedeckt werden, vielmehr ist die Einrichtung privater Krippen und Kitas zu fördern.
Solche Einrichtungen scheitern allerdings oftmals nicht am Geld, sondern an überzogenen staatlichen Vorschriften. Angesichts des hohen Anteils von Kindern aus Familien mit Migrationshinter- grund und ausbildungsferner Schichten hat die Sprachförderung einen hohen Stellenwert. Auch die Förderung interkultureller Kompetenzen ist gleichermaßen wichtig. Die Entwicklung kindgerechter Konzepte für die Bildung im vorschuli- schen Bereich erfordert eine enge Kooperation zwischen Kindertagesstätten und Grundschulen im Hinblick auf eine optimale Vorbereitung auf den Schuleintritt. Entscheidend aber ist eine frühzeitige Information und Einbindung der Eltern während der Kindergartenzeit. Mit einem Elternführer, der auch im Internet bereitgestellt werden sollte, sind die pädagogischen Konzepte und sonstigen Angebote der Kindertagesstätten sowie ihre Zusammenarbeit mit den Grundschulen darzustellen. Auf diesem Wege können erfolgreiche Konzepte transparent gemacht werden.
Die richtige Schule für jeden Schüler
In Wiesbaden haben die Eltern die Möglichkeit, aus einer Vielfalt von Schulfor- men zu wählen. Diese Wahlmöglichkeiten will die FDP erhalten. Die unterschied- lichen Begabungen, Talente, Stärken und Schwächen müssen so individuell wie möglich gefördert werden, um allen Kindern und Jugendlichen persönliche Perspektiven zu geben. Dabei will die FDP die Rahmenbedingungen schaffen, da- mit alle Schulen erfolgreich arbeiten können und sie setzt dabei auf den Wettbe- werb unterschiedlicher Angebote. Hinsichtlich der schulischen Erfolge auch der Migranten konnten in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht werden, allerdings bleibt auch noch einiges zu tun.
Grundschulen müssen wohnortnah erhalten bleiben und rechtzeitig dort neu gebaut werden, wo dies die Bevölkerungsentwicklung bzw. der Zustand der Gebäude erfordert. Vordringlich sind Neubauten für die Rudolf-Dietz-Schule in Naurod, für die Fritz-Gansberg-Schule am Moltkering, für die Grundschule in Breckenheim und die Hafenschule in Schierstein. Erweiterungen sind erforder- lich für die Johannes-Maaß-Schule (nächster Bauabschnitt), die Hebbelschule, die Diesterwegschule, die Konrad-Duden-Schule in Sonnenberg und die Peter-Rosseger-Schule in Igstadt. Auch die Sanierung der Justus-von-Liebig-Schule in Erbenheim ist dringlich.
Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung in der Wiesbadener Innenstadt fehlt dringend eine weitere innerstädtische Grundschule. Diese könnte in dem leerstehenden Gebäude der ehemaligen August-Hermann-Francke-Schule entstehen.
Die Grundschulen müssen gleichermaßen mit den Kindertagesstätten koope- rieren wie mit den weiterführenden Schulen, damit die Begabungen optimal gefördert werden. Insbesondere zum Abbau von Sprachdefiziten sind die Vorschulangebote auszubauen. Mit Elterninitiativen wie auch dem Ausländerbeirat ist verstärkt zusammenzuarbeiten.
Die Wolfram-vom-Eschenbach-Schule als einzige reine Hauptschule ist gezielt zu unterstützen, da dort sehr erfolgreiche Modelle zur Berufsvorbereitung rea- lisiert werden. Eine Zerschlagung der Wolfram-vom-Eschenbach-Schule lehnt die FDP im Interesse der Schülerinnen und Schüler ab, die dort durch gezielte Förderung den Hauptschulabschluss erreichen können.
Die FDP unterstützt die Entwicklung der verbundenen Haupt- und Realschu- len zu Mittelstufenschulen. Hier werden die Schülerinnen und Schüler in den Klassen 5–7 gemeinsam unterrichtet, erst ab Klasse 8 werden die Haupt- und Realschüler differenziert unterrichtet. Die Erich-Kästner-Schule in Schierstein muss dringend saniert werden. In diesem Zusammenhang sollten die Pavillons niedergelegt und durch ein kompaktes Gebäude ersetzt werden.
Die bestehenden Realschulen müssen als eigenständige Schulen erhalten bleiben. Sie sind ein wichtiger Unterbau für das ausgezeichnete Fachoberschul- und Fachhochschulwesen, aber auch für den Übergang in eine duale Berufsausbildung. Zugleich halten sie den Bildungsweg zum Abitur offen, da bei gutem Realschulabschluss ein Übergang in die gymnasiale Oberstufe möglich ist. Eine Zerschlagung der eigenständigen Realschulen lehnt die FDP ab.
Die Wiesbadener Gymnasien sind leistungsfähig und attraktiv. Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage nach Gymnasialplätzen wurde die Fliedner-Schule in Bierstadt zu einem Vollgymnasium ausgebaut. Auch der Ausbau der Niemöl- ler-Schule zu einem Vollgymnasium wird dazu beitragen, die steigende Nachfrage nach Gymnasialplätzen zu befriedigen. Dennoch gibt es regionale Defizite. Das betrifft vor allem die „Rheinschiene“ von Kastel bis Schierstein. Auch im Hinblick auf weitere Wohngebiete in diesem Bereich ist der Aufbau eines weiteren Gymna- siums erforderlich, zumal auch Mainz auf Dauer nicht bereit sein wird, Gymnasialplätze für Schülerinnen und Schüler aus Wiesbaden bereitzustellen.
Die Theodor-Fliedner-Schule in Bierstadt muss dringend saniert und erweitert werden. Angebote für besonders Begabte sind zu unterstützen und für das Umland zu öffnen. Spezielle Bildungsangebote wie musikalische, künstlerische und sportliche Schwerpunktbildung, bilinguale Angebote und naturwissenschaftliche Förderung sind zu unterstützen und auszubauen.
Die Carl-von-Ossietzky-Schule als einzigem Oberstufengymnasium neben dem beruflichen Gymnasium muss erhalten bleiben. Der geplante Schulneubau ist umgehend in Angriff zu nehmen.
Die Gesamtschulen wurden in den letzten Jahren bedarfsgerecht ausgebaut. Bei der Schüleraufnahme sollten alle Gesamtschulen gleich behandelt werden, um nicht einzelne Schulen mit besonders ungünstiger Sozialstruktur der Schüler- schaft zu belasten. Durch gezielte Fördermaßnahmen muss sichergestellt wer- den, dass künftig möglichst alle Kinder die Gesamtschulen zumindest mit einem Hauptschulabschluss verlassen.
Viele behinderte Kinder, die heute in Förderschulen betreut werden, könnten auch in Regelschulen mitarbeiten. Deshalb unterstützt die FDP die Ansätze zu einer inklusiven Bildung in Wiesbaden. Allerdings brauchen wir bis auf weiteres auch die Förderschulen, die einen wichtigen Beitrag leisten zur Diagnose und Förderung behinderter Kinder.
Betreuungsangebote an Schulen
Der stete Ausbau von Betreuungsangeboten in Schulen ist einerseits notwendig, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, andererseits leisten die Ganztagsangebote auch einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit und zur Förderung sozialer Kompetenzen. Schulen müssen mehr sein als Orte der Wis- sensvermittlung. Sie sollen sich zum Lebensraum für Schülerinnen und Schüler entwickeln, wo neben Bildungsangeboten auch unterschiedlichste Formen der Freizeitgestaltung ermöglicht werden. Die Schulen sollen eigenständig ihren Ganztagsbetrieb weiterentwickeln können, indem sie sich ihrem Umfeld öffnen
und mit Vereinen, Verbänden oder auch der Volkshochschule kooperieren (Spra- chen, Gesundheit, Kreativitätskurse und Sport). Ferienangebote sollten bedarfs- gerecht ausgebaut werden.
Bereits heute leisten zahlreiche Eltern- und Fördervereine mit großem Engagement Beiträge bei der Gestaltung der Ganztagsangebote. Die FDP setzt sich auch weiterhin dafür ein, diese ehrenamtliche Arbeit zu fördern und zu würdigen.
Der Ausbau von Ganztagsangeboten ist zügig voranzutreiben. Zwar konnten - auch durch Bundes- und Landesprogramme - in den letzten Jahren an vielen Schulen solche Angebote auf- und ausgebaut werden. Vor allem an den Grund- schulen sind - auch im Hinblick auf steigende Geburtenzahlen - weitere Betreuungsplätze zu schaffen. Da die Versorgungsquote im Grundschulbereich noch immer unter 40 % liegt, sollten pro Jahr mindestens 500 Betreuungsplätze geschaffen werden. Darüber hinaus müssen in allen allgemein bildenden Schulen bedarfsgerecht Betreuungsplätze geschaffen werden.
Der von der hessischen Landesregierung angekündigte „Pakt für den Nachmittag“ ist leider eine Mogelpackung, da hierfür keine neuen Lehrerstellen bereitgestellt werden.
Die Qualifizierung von Betreuungskräften ist zu intensivieren. Darüber hinaus sind die pädagogischen Standards weiter zu verbessern und die Betreuungszeiten bedarfsgerecht zu verlängern.
Berufliches Schulwesen
Die Leistungen des beruflichen Bildungswesens werden in der Bildungsdebatte zu wenig beachtet. Dies ist umso unverständlicher als sich aufgrund der demo- grafischen Entwicklung bereits heute ein Fachkräftemangel abzeichnet. Deshalb ist es unumgänglich, die berufliche Bildung attraktiver zu gestalten.
Der schnelle technologische Wandel erfordert eine verbesserte und vor allem kontinuierliche Anpassung der Fachraumausstattung der beruflichen Schulen. Nur so können diese Schulen ihren wichtigen Beitrag zur Vermittlung qualifizierter Berufsausbildung leisten.
Das berufliche Schulwesen umfasst weit mehr als nur die Berufsschule. So wur- de insbesondere ein sehr gutes Angebot an Fachoberschulen aufgebaut. Dieses Angebot gilt es weiter auszubauen. Das gilt entsprechend auch für die vielfäl- tigen Angebote im Bereich der Weiterbildung, verlangt doch die Flexibilität am Arbeitsmarkt eine ständige Aktualisierung des Wissens.
Nachdem durch maßgeblichen Einsatz der FDP die Erweiterungsgebäude für die Kerschensteinerschule und die Schulze-Delitzsch-Schule realisiert werden konnten und auch der Neubau des Werkstattgebäudes der Friedrich-Ebert-Schule begonnen wurde, steht noch die Sanierung der Friedrich-List-Schule und des Lehrbauhofs in der Kerschensteinerschule an.
Selbstständige Schulen
Bereits in den neunziger Jahren hat die Stadt Wiesbaden den Schulen mehr Ei- genverantwortung übertragen. So können die Schulen im Rahmen eines eigenen Finanzbudgets selbst entscheiden, welche pädagogischen Prioritäten sie setzen wollen. Dabei können sie die von der Stadt bereitgestellten Mittel auch auf das nächste Jahr übertragen. Diese Flexibilität setzt jedoch voraus, dass die bereit- gestellten Mittel seitens der Stadt nicht nachträglich gekürzt werden. Deshalb muss das Schulbudget von Kürzungsplänen ausgenommen werden. Den Schulen muss ein verlässliches und bedarfsgerechtes Budget zur Verfügung gestellt werden. Die FDP strebt an, dass künftig die Kommunal- und Landesmittel seitens der Schulen in einem einheitlichen Budget verwaltet werden und diese Mittel wechselseitig deckungsfähig sind. Auch sollte der Umfang der Schulbudgets sukzessiv erweitert werden, insbesondere im Personalbereich. Nur so lässt sich das Prinzip einer selbstständigen Schule realisieren. Wichtig ist allerdings, dass die Stadt den Schulen bei der Umsetzung der Schulbudgets hilft, auch durch Fortbildungsveranstaltungen für Schulleiter und das Verwaltungspersonal. Die Umstellung auf mehr Eigenverantwortlichkeit der Schulen sollte zunächst auf Freiwilligkeit basieren, wobei die Schulen, die sich auf den Weg zur selbstständigen Schule machen, einen finanziellen Anreiz erhalten sollen. Die von der letzten Landesregierung realisierte Erhöhung der Lehrerzuweisung auf 105 % schafft Ressourcen für die Bewältigung neuer Aufgaben. Hierzu kann auch die Einstellung von sozialpädagogischen und technischen Assistenten sowie von Lehrkräften zur Sprachförderung gehören. Die Notwendigkeit für die Stadt Wiesbaden, ausreichend Sozialarbeiter bereitzustellen, wird dadurch nicht berührt.
Die von der FDP angestrebte Selbstständigkeit der Schulen muss begleitet wer- den von einem Bürokratieabbau, damit die Schulleitungen zeitlichen Spielraum für die Übernahme neuer Aufgaben gewinnen. Jede Schule soll die Gestaltung des Unterrichts und den Ablauf des Schulalltags so organisieren können wie es den Bildungsstandards und den Bedürfnissen ihrer Schülerinnen und Schüler entspricht und wie es das soziale Umfeld erfordert.
Schule 2.0
Durch die Vernetzung über das Internet und den Einsatz moderner EDV, ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten zur Verbesserung der Bildung. Beispielhaft hierfür sind vernetzte Plattformen, auf denen Lehrkräfte die nötigen Lehrmaterialien ihrer verschiedenen Klassen individuell verfügbar machen können. Solange diese Materialien nicht urheberrechtlich geschützt sind, können sie in einem weiteren Schritt auch als sogenannte Open Educational Ressources (OER) der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden und einen Beitrag zum Anspruch des lebens- langen Lernens leisten. Die sogenannte „knowledge economy“ wird die Lebensarbeitszeit unserer Kinder deutlich stärker prägen, als das bei der derzeitigen Generation der Fall ist.
Leider ist das deutsche Schulsystem dennoch nicht im Informationszeitalter an- gekommen. Wiesbaden ist als Schulträger für die Ausstattung der Schulen ver- antwortlich. Wir werden daher die Schulen bei der Anschaffung von Computern, mobilen Endgeräten und Bildungssoftware stärker unterstützen. Gleichzeitig fordern wir vom Land Hessen eine bessere und vor allem stetige Weiterbildung der Lehrer im Bereich Medienkompetenz.
Wiesbaden ist Hochschulstadt
Die Studierendenzahlen steigen auch in Wiesbaden. Die FDP unterstützt des- halb die Weiterentwicklung Wiesbadens zu einer Hochschulstadt. In Ergänzung zu der Hochschule RheinMain mit ihren 6,000 Studierenden in Wiesbaden, der Polizei-Fachhochschule, der Verwaltungsfachhochschule, der privaten European Business School mit einer juristischen Fakultät wird nun die Hochschule Fre- senius in Wiesbaden die Fachbereiche Design, Wirtschaft und Medien aufbauen. Diese Entwicklung wird das wissenschaftliche und kulturelle Leben in der Stadt befruchten und bereichern.
Schon heute besteht ein reger Austausch zwischen den Hochschulen und den Dezernaten der Stadt. So engagieren sich zahlreiche Studierende an städti- schen Projekten, etwa zur Stadtgestaltung. Diese Verbindungen sollten weiter ausgebaut werden, auch um die Wahrnehmung der studentischen Aktivitäten in Wiesbaden zu erhöhen.
Mittelfristig strebt die FDP an, das Gelände am Kurt-Schumacher-Ring zu einem zentralen Campus für die Hochschule Rhein-Main auszubauen.
Die Weiterentwicklung der Hochschulstadt Wiesbaden verlangt auch den Ausbau des Angebots an Studierendenwohnungen. Insbesondere ist zu prüfen, inwieweit frei werdende städtische Gebäude zu Studierendenwohnungen umgebaut werden können, wobei der Betrieb durch das Studentenwerk der Hochschule erfolgen sollte.
Lebenslanges Lernen
Nicht zuletzt aus demographischen Gründen muss die Bildung im Erwachsenen- alter einen höheren Stellenwert erhalten.
Mit der Volkshochschule Wiesbaden verfügt die Stadt über einen leistungsfä- higen Träger der Erwachsenenbildung. Die Volkshochschule ist eine effizient geführte, überaus anpassungsfähige Einrichtung mit einem hohen Grad an Eigenwirtschaftlichkeit. Insbesondere durch vielfältige Maßnahmen im Bereich der Sprachförderung leistet sie einen wichtigen Beitrag zur kulturellen und sozialen Integration. Mit einem breiten Angebot an berufsbildenden Kursen ermöglicht es die VHS vielen Menschen, sich beruflich weiterzuentwickeln. Durch die Projekte in Verbindung mit der Kommunalen Arbeitsvermittlung fördert die VHS die Rückkehr von Langzeitarbeitslosen in Dauerbeschäftigungsverhältnisse. Als Ort des lebensbegleitenden Lernens ist die Volkshochschule unverzichtbar.
Umfang, Qualität und Wirksamkeit dieser Bildungsangebote sind zu sichern und weiter auszubauen. Dazu bedarf es zumindest gleich bleibender institutioneller Zuschüsse durch das Land Hessen und die Stadt Wiesbaden, vor allem aber auch die Bereitstellung angemessener Räumlichkeiten.
Zur Sprachförderung der Flüchtlinge leistet die Volkshochschule nicht nur durch ihre Deutschkurse hervorragende Integrationsarbeit. Sie entwickelte auch ein Fortbildungskonzept für ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Aufgrund der deutlich gestiegenen Zahlen von Flüchtlingen und Migranten besteht eine erhöh- te Nachfrage nach Deutschkursen, für die Räume und Lehrkräfte zur Verfügung stehen müssen. Deshalb sind angemessene Honorare zu zahlen.
Die Akademie für Ältere wird von etwa 30 Bildungsträgern getragen. Sie ist ein wichtiges Angebot für die anteilsmäßig immer stärkeren älteren Jahrgänge. Für die Koordination dieser wichtigen Arbeit muss die Stadt Wiesbaden einen angemessenen Zuschuss leisten.
Die Gründung einer Kinderakademie könnte die Arbeit der Volkshochschule bereichern. Dabei ist eine Zusammenarbeit mit dem „Netzwerk Hochbegabtenförderung“ und den Wiesbadener Gütesiegelschulen anzustreben.
Ein Bildungsnetzwerk für Wiesbaden
So vielfältig das Bildungsangebot in Wiesbaden auch ist, es bedarf einer ständigen Verbesserung, auch um die Teilhabe an Bildung über den heutigen Nutzerkreis auszuweiten. Deshalb muss vor allem die Zusammenarbeit aller für Bildung zuständigen Akteure verbessert werden.
Die alten Grenzen zwischen äußerer Schulträgerschaft (Kommune) und innerer Schulträgerschaft (Land) gilt es zu überwinden, wobei den Schulen ein hohes Maß an Selbstverantwortung einzuräumen ist. Die Bürokratisierung, Verrechtlichung und Überreglementierung unseres Bildungswesens gilt es zu überwinden.
Innerhalb der Stadtverwaltung sollten die Zuständigkeiten für Schule und Bildung in einem Dezernat gebündelt werden. Darüber hinaus gilt es, durch ein regionales Netzwerk eine Kooperation der öffentlichen und privaten Organisationen zu schaffen, um durch Absprachen einerseits Synergieeffekte zu erzie- len, andererseits aber vor allem zu sichern, dass allen Jugendlichen und ihren Familien pass genaue Unterstützung zuteil wird. In der besseren Kooperation der vielfältigen Angebote liegt der entscheidende Schlüssel für eine bessere Bildungsbeteiligung sozialökonomisch benachteiligter Familien. Natürlich sind hierbei auch die Eltern als wichtige Partner einzubeziehen, aber auch die Vertreter von Industrie und Handwerk.
Die Zusammenarbeit der Volkshochschule Wiesbaden mit den Beruflichen Schu- len und den Schulen für Erwachsene im Rahmen des Projektes Hessencampus ist fortzusetzen mit dem Ziel, die Teilhabe Erwachsener an Bildung zu erhöhen. Mit den Projekten Bildungsberatung, Übergangsmanagement, Alphabetisierung, Förderung religiöser Kompetenz und selbstorganisiertes Lernen leistet Hessen- campus einen wichtigen Beitrag zur pädagogischen Zusammenarbeit in Wiesba- den. Diese Ansätze gilt es auszubauen.
Durch das von der FDP vorgeschlagene Bildungsnetzwerk kann es gelingen, ein ganzheitliches Verständnis zu entwickeln, indem verschiedene Aspekte des Lernens verknüpft werden, auch über Altersgrenzen hinweg.